Oranienburg: Erneute Grabschändung

Zum wiederholten Mal haben sich „Unbekannte“ in Oranienburg an niedergelegten Gedenkkränzen vergriffen. Seit dem 4.11.2013 ermittelt die Polizei wegen „Störung der Totenruhe“. Die Kränze, von denen die Textschleifen abgeschnitten und entwendet wurden, waren in Sachsenhausen zum Gedenken an die Opfer des sowjetischen „Speziallagers“ (1945-1950) niedergelegt worden. Für den Vorsitzenden der „Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft“, Rainer Wagner, machte die Tat wieder deutlich, wie wenig Empathie (Mitgefühl) den Opfern der roten Gewaltherrschaft bzw. der kommunistischen Machthaber in der sowjetischen Besatzungszone/DDR entgegengebracht wurde und wird.

Traurige Tradition

Das Zerstören bzw. Stehlen von Kränzen oder / und Kranzschleifen hat im Kreis Oberhavel ebenso jahrelange wie trostlose Tradition. 2003 mußte ein schon niedergelegter Gedenkkranz der NPD zum Volkstrauertag in Teschendorf vor dem Gemeindebürgermeister in Sicherheit gebracht werden, da dieser in Gegenwart der (untätigen) Polizei androhte, ihn entfernen zu lassen, weil er zuvor nicht um Erlaubnis gefragt wurde. Später wurde er eines Besseren belehrt. Im März 2005 wurde ein Kranz der NPD zum Gedenken an die Opfer des Bombenholocaust in Oranienburg auf dem Stadtfriedhof regelrecht zerlegt und zerfetzt. Nachdem dies öffentlich wurde, sorgte sich die Lokalpresse, daß sich die NPD nun als Opfer präsentieren könne. Über die Verwerflichkeit einer solchen Tat an sich verlor der Schreiberling kein Wort. 2013 wurde der zum Gedenken an die Opfer des 17. Juni 1953 am Mahnmal in Hennigsdorf niedergelegte Kranz schon in der Folgenacht gestohlen. Wie immer in solchen Fällen werden nicht nur die Täter nicht gefaßt; auch das sog. „öffentliche Interesse“ geht gegen null.

Das kennzeichnende Kontrastprogramm dazu wird aufgeführt, wenn z.B. ein sog. „Stolperstein“ beschmiert worden ist. Wird das Gedenken an die Opfer erster Klasse besudelt, ertönt lautes Wehgeschrei in den Medien. Schärfere Maßnahmen gegen rechts werden pauschal eingefordert; – und natürlich mehr Geld für den (sinnlosen aber medienträchtigen) Kampf gegen rechts. Bei kaum einem anderen Delikt wird das Messen mit zweierlei Maß aus niederen politischen Beweggründen durch Politik und Medien so drastisch deutlich wie bei Kranz- und Grabschändungen.

Thomas Salomon

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