Das Schlagwort der Triage ist noch in guter (oder besser gesagt in schlechter) Erinnerung. In Zeiten des schlimmsten Corona-Hypes wurde damit das vermeintliche (letztlich wohl nie eingetretene) Problem zum Ausdruck gebracht, ob bei knappen Beatmungsgeräten auf Corona-Intensivstationen zwischen bestimmten Personengruppen eine Priorisierung erfolgen sollte.
Corona hat trotz scheinbar noch immer hoher Inzidenzzahlen aktuell die Schlagzeilenträchtigkeit verloren, für Millionen Bürger geht es nämlich finanziell ans Eingemachte. Insbesondere Familien mit mehreren Kindern und Geringverdiener waren schon vor der derzeitigen Rekordinflation kaum in der Lage, sich für schlechte Zeiten Rücklagen in nennenswertem Umfang aufzubauen. Dank massiv gestiegener Preise bei Lebensmitteln, Sprit und Energie wird es für viele nun existenzbedrohend.
Klar, man kann es sich einfach machen und die Schuld dem Krieg bzw. Putin geben und politisch zur Tagesordnung übergehen. Ist ja ohnehin Sommerpause im politischen Berlin. Doch wenn man ehrlich ist, muss man eingestehen, dass die Krise hausgemacht ist.
Die Rekord-Inflation ist eine logische Folge der Politik des billigen Geldes, die seit nun fast 15 Jahren in der Euro-Zone praktiziert wird. Die Rechnung für das irre Gelddrucken wird eben irgendwann präsentiert. Da Staaten kein Geld haben, muss die Zeche eben vom Gläubiger der Staaten, das sind wir Bürger und Steuerzahler, bezahlt werden.
Der Gasnotstand und die massiv anziehenden Energiepreise haben ebenfalls nur am Rande mit dem Krieg in der Ukraine zu tun. Wer zeitgleich aus zwei Schlüssel-Industrien der grundlastfähigen Energieerzeugung aussteigt, ohne für ausreichend Alternativen zu sorgen, und sich beim Import von ganz wenigen Lieferanten auf Gedeih und Verderb abhängig macht, der verabschiedet sich nicht nur als handlungsfähiger Staat von der Bühne, sondern auch als führende Wirtschaftsmacht.
Man mag es für fahrlässig halten, den Großteil der deutschen Volkswirtschaft auf wenige stabile Säulen gestellt zu haben. Doch eines ist nun einmal Fakt: Ohne die Branchen Autobau, Maschinenbau, Chemie und Metallverarbeitung gehen hierzulande beizeiten die Lichter aus. Wir reden hier nicht nur über die bekannten Konzerne, sondern vor allem über die vielen kleinen Zulieferer, die den Löwenanteil der Wertschöpfung beisteuern.
Und da macht das Schlagwort der Gas-Triage die Runde. Wenn die Russen die Lieferungen dauerhaft einstellen sollten, wird es hier bald Verteilungskämpfe geben. Schon jetzt wird diskutiert, wer Vorrang haben sollte. Sollte man im Zweifel privaten Haushalten die Heizung abdrehen und damit im Winter Kältetote riskieren? Oder lieber stattdessen den Unternehmen den Gashahn abdrehen, was bestenfalls zu Kurzarbeit, schlimmstenfalls zu Unternehmenspleiten und massiv anziehender Arbeitslosigkeit führen würde?
Die schon jetzt in Vorbereitung befindliche Einrichtung von Wärmehallen in zahlreichen Kommunen könnte schon ein erster Fingerzeig sein, wen die Politik bei der Gasversorgung priorisieren wird.
Da erwartungsgemäß im Winter auch die Corona-Fallzahlen wieder steigen werden, könnten Lauterbach und Co. auf die wahnwitzige Idee kommen, den Zutritt zu einer Wärmehalle vom Impfstatus abhängig zu machen. Dann hätten wir nach Corona- und Gas-Triage eine Diskussion um die Kälte-Triage.
Egal, was passiert: Das Volk sollte sich nicht schon wieder spalten lassen, sondern sich schon jetzt bewusst machen, wer uns diese Krise eingebrockt hat. Das waren Politiker, die auf unsere Kosten Geld gedruckt haben, um damit Banken zu retten. Das waren Politiker, die mit einer diesen Namen nicht verdienenden Energiewende unsere sichere Energieversorgung zerstört haben.
Ronny Zasowk