Nachdem vor einigen Wochen im Cottbuser Stadthaus eine Diskussionsveranstaltung mit mehreren Vertretern unterschiedlicher Behörden, Vereine und Parteien stattgefunden hat, soll nun am kommenden Sonnabend eine Sondersitzung der Cottbuser Stadtverordnetenversammlung durchgeführt werden, bei der es ausschließlich um die angespannte Lage in Cottbus gehen wird. Dazu stellte Stadtverordnetenvorsteher Reinhard Drogla fest: „Wir wollen die Diskussion von der Straße in den politischen Raum holen, zuerst zu den gewählten Vertretern.“
Seit Monaten wird davon gesprochen, dass Cottbus eine gespaltene Stadt sei. Dann wird immer hinzugefügt, dass die Cottbuser wieder lernen müssen, miteinander zu reden. Man müsse den Bürgern die Politik erklären.
In all diesen Formulierungen schwingt etwas mit, was einer Demokratie unwürdig ist: Paternalismus. Die Bürger werden wie unmündige und aufmüpfige Kinder behandelt, die die Welt noch nicht verstehen. Da braucht es dann die weisen Damen und Herren der etablierten Parteien, die den Cottbusern mal so richtig erklären, wie die Welt funktioniert. Bürger, die gegen die unkontrollierte Zuwanderung auf die Straße gehen, werden fast schon pathologisch als „Wutbürger“ bezeichnet, als ob es nicht rational und vernünftig wäre, was sie äußern.
Aber genau das ist das Problem! Die Menschen sind es satt, wie kleine, dumme Kinder oder wie Verrückte behandelt zu werden. Sie wollen ernst genommen werden, schließlich sind sie es, die den ganzen Laden mit ihren Steuergeldern am Laufen halten. Sie brauchen weder eine politische Psychotherapie noch ideologisch motivierte Belehrungen.
Daher sollten am kommenden Sonnabend möglichst viele Cottbuser Bürger ins Stadthaus kommen und sich erstens ein Bild von der Diskussionskultur in der Stadtverordnetenversammlung machen und zweitens selbst die Gelegenheit nutzen, sich zu Wort zu melden.
Ronny Zasowk