Obwohl das Problem seit Jahren bekannt ist, weigert sich die rot-rote Landesregierung, wirksame Maßnahmen gegen den grassierenden Unterrichtsausfall an brandenburgischen Schulen zu ergreifen. In kaum einem anderen Bundesland ist der Lehrermangel so gravierend wie in der Mark. Im ersten Schulhalbjahr 2015/2016 fielen insgesamt 118.000 Unterrichtsstunden ersatzlos aus. Die Gefahr, dass einzelne Fächer auf den Zeugnissen erneut nicht benotet werden können, ist groß.
An manchen Schulen werden bestimmte Unterrichtsfächer überhaupt nicht mehr angeboten, weil schlichtweg die Fachlehrer fehlen. Zu dem dauerhaften Lehrermangel kommen noch die rekordverdächtig hohen Fehlstunden von Lehrern hinzu. Laut der Lehrergewerkschaft GEW sind derzeit zwischen 600 und 800 Lehrer dauerhaft erkrankt. Das Durchschnittsalter der Lehrer in Brandenburg beläuft sich auf 50,29 Jahre. GEW-Chef Günther Fuchs geht davon aus, dass in den kommenden zehn Jahren rund 11.000 neue Lehrer eingestellt werden müssten, worauf die rot-rote Landesregierung bisher überhaupt nicht vorbereitet ist.
Die Pensionierungswelle, die zunehmenden Ausfälle wegen Krankheit und dauerhaft unbesetzte Stellen verstärken das Problem des ohnehin schon seit Jahren dramatischen Lehrermangels. Da sich die Zusammensetzung der Schüler in den vergangenen Jahren verändert hat, werden auch die Anforderungen an den Unterrichtsalltag größer. Das Inklusionsexperiment, also die Unterrichtung behinderter und nicht behinderter Kinder in gemeinsamen Schulklassen, sowie die Zuwanderung junger Ausländer hat den Bedarf an Lehrpersonal mit sonderpädagogischen und psychologischen Qualifikationen deutlich erhöht.
Die einzige Maßnahme, mit der die Landesregierung dem Lehrermangel bisher entgegengetreten ist, ist das Anwerben von Seiteneinsteigern ohne pädagogische Ausbildung als Vertretungslehrer. Dass dies nur eine temporäre Notlösung sein kann, stellt auch Landeselternsprecher Wolfgang Seelbach fest: „Etwa 43 Prozent dieser Stunden sind mangelhaft.“
Nach Auffassung der brandenburgischen NPD darf der Lehrermangel und der damit einhergehende Unterrichtsausfall nicht länger ausgesessen werden. Es muss heute deutlich mehr in die Ausbildung von Lehrpersonal investiert werden, um morgen eine Chance zu haben, das Problem in den Griff zu bekommen. Darüber hinaus sollten finanzielle und beamtenrechtliche Anreize gesetzt werden, damit Lehrer sich bereiterklären, aufs flache Land zu ziehen und dort freie Stellen zu besetzen.
GEW-Chef Fuchs stellt richtigerweise fest: „Die haben im Ministerium die Entwicklung zehn Jahre lang verpennt.“ Damit das nicht weitere zehn Jahre so ist, brauchen wir einen schnellen Politikwechsel in Brandenburg.
Ronny Zasowk