Endloses Schmierentheater

schlauer_fuchsWäre das Gezerre „EU – Griechenland“ ein Theaterstück, hätte das Publikum längst angewidert und verärgert den Spielort verlassen. Doch ist das in diesem Fall nicht möglich: Statt einer griechischen Tragödie wird den genervten Betrachtern seit Wochen eine drittklassige Schmierengroteske als Endlosschleife zugemutet mit Politikern, die als Schauspieler allerdings Beachtliches leisten.

Die EU-Vertreter harren auf ein „Einlenken“ der griechischen Regierung, die den grauen Eurokraten wahlweise eine lange Nase oder den entblößten Hintern zeigt und ihrerseits auf ein Entgegenkommen der EU lauert. Zwischendurch tritt A. Merkel auf mit ihrem Standardsatz „Scheitert der Euro, scheitert Europa.“ und geht wieder ab. Was das heißen soll, wenn „Europa scheitert“, ob dann Asien bis Gibraltar vorrückt, bleibt offen. Dann fährt in alter Mann im Rollstuhl über die Bühne und ruft: „So geht es nicht mehr weiter! Jetzt reicht‘s aber wirklich!“. Während der ganzen Zeit wirft eine Figur im Clownskostüm €uro-Scheine in eine brennende Schale zu der leise im Hintergrund hörbaren Musik „Freude schöner Götterfunken…“. Als Nächster tritt ein hüpfender Glatzkopf auf, der Nebelkerzen in Richtung der raunenden Eurokraten wirft. Diese rufen drohend zurück: „Also das ist jetzt aber das allerletzte Mal. Unsere Geduld ist am Ende!“. Nun betritt ein Transvestit mit EU-Flagge die Bühne und singt mit tiefer Frauenstimme: “Ich waiiß, es wirrd einmal ein Wunderrr geschähn…“.

Es folgt die Einblendung einer fiktiven Tagesschau-Meldung, wonach sich im Schuldenstreit der EU mit Griechenland eine Lösung abzeichne. Im Bild erscheint Außenminister Steinmeier und verkündet mit wichtigem Dienstgesicht die Floskel, daß noch nicht aller Tage Abend sei. Dies könne er schon heute mit bestem Wissen und Gewissen sagen.

Es schließt sich an ein Auftritt gebeugter Gestalten, des „Chors der Alternativlosen“ (CAL) mit dem Lied: „Vorbei, vorbei sind all die schönen Stunden. Für mich gibt’s keinen Frühling mehr..“

Betroffenheit greift um sich, der Chor geht ab. Zurück bleibt ein kleiner Brillenträger, der EU-Parlamentschef Martin Schulz, der beschwörend ins Auditorium ruft: „Wollt ihr die totale Pleite?“

Vom Band kommt (sicherheitshalber) ein vielstimmiges „Neiinn!“

In der sich anschließenden Pause nähern sich mehrere Personen dem Publikum mit Gauck-Maske (und dem Spruch „Wir schämen uns!“ auf dem Rücken) und fordern eine Spende für griechische NS-Opfer ein, die seit über 70 Jahren unentwegt vor sich hin litten. Dann beginnt das Spektakel wieder von vorn. Suizidgefährdeten Personen im Zuschauerbereich, die bemerkt haben, daß es keinen Ausgang gibt, wird von ausgebildetem Fachpersonal individuelle Beratung angeboten.

Ein Albtraum? Nein, – ein Schmierentheater, das bei verantwortungsbewußtem Wahlverhalten der deutschen Wähler niemals zur Bühnenreife gelangt wäre.

Thomas Salomon