Fänden sie es schön, wenn sie alle zwei Minuten ein Geräusch mit dem Lautstärkepegel eines Lkws bzw. eines Presslufthammers heimsucht? Auf diese Einschränkung der Lebensqualität können sich – sollte der Eröffnungstermin diesmal eingehalten werden – ab der zweiten Hälfte des Jahres 2017 tausende Brandenburger einstellen. Doch auch dieser Eröffnungstermin ist noch ungewiss, sind doch erst 65 Prozent der Kabeltrassen saniert, ist der bauliche Brandschutz erst zu 40 Prozent gewährleistet und konnten weitere bereits registrierte Mängel erst zu 48 Prozent beseitigt werden.
Nun mag man denken, dass, wo gehobelt wird, auch Späne fallen. Doch offenbar hat die Politik auch in diesem Bereich versagt. Mitte Oktober 2017 soll der Großflughafen BER öffnen, doch bisher sind nur wenige Anwohner mit den erforderlichen und von der Flughafengesellschaft zugesicherten Schallschutzmaßnahmen versorgt worden. In dem sogenannten „Tagschutzgebiet“ haben etwa 14.000 Wohnungen theoretisch Anspruch auf die Übernahme der Kosten von notwendigen Schallschutzmaßnahmen. Es wurden auch schon 11.900 diesbezügliche Anträge gestellt, doch wurden von der Flughafengesellschaft bisher erst 655 Anträge bewilligt.
Noch besorgniserregender wird es, wenn man sich vergegenwärtigt, in wie vielen Wohnungen der Schallschutz bisher eingebaut wurde. Es sind bisher lediglich 88 Wohnungen, vor einem Monat waren es 87. Problematisch wird es auch für Eigentümer oder Mieter von Wohnungen, in denen der Schallschutz aus baulichen Gründen nicht erreicht werden kann oder die Schallschutzkosten über 30 Prozent des Verkehrswertes liegen würden. Die Betroffenen werden lediglich für die entstehenden gesundheitlichen Gefahren entschädigt. Als mögliche gesundheitliche Folgen dauerhaften Lärms werden von Experten unter anderem Tinnitus, Konzentrationsmangel, Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck, Lernbehinderungen bei Kindern, Schlafstörungen oder psychiatrische Erkrankungen benannt.
Die brandenburgische NPD fordert die Landesregierung auf, den Druck auf die Flughafengesellschaft, in deren Aufsichtsrat sie bekanntlich vertreten ist, deutlich zu erhöhen, damit die betroffenen Bürger zu ihrem Recht kommen. Es darf nicht hingenommen werden, dass die Anwohner letztlich die Leidtragenden eines offenbar völlig überzogenen, politischen Prestigeprojekts werden.
Ronny Zasowk