Nach 1990 wurden in Brandenburg mehr als 25 Prozent der bestehenden Schulen geschlossen, was vor allem bei weiterführenden Schulen stundenlange Schulwege zur Folge hat. Doch im ländlichen Raum klagen auch viele Eltern von Grundschülern, dass ihre Zöglinge morgens und nachmittags jeweils über eine Stunde unterwegs sind. Noch problematischer wird dies, wenn Busse keine dichte Taktung aufweisen und nur selten fahren.
Ist dies für viele Familien schon dauerhaft ein Problem, wird es nun durch den Streik im öffentlichen Nahverkehr noch potenziert. Laut dem Verhandlungsführer der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Marko Pavlik sind allein am Montag dieser Woche knapp 70 Prozent der Busse und etwa 90 Prozent der Straßenbahnen nicht gefahren.
Mehr als 90.000 Schüler sind in Brandenburg auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen. Für Abiturprüfungen mussten nun schon Ersatzprüfungstermine festgelegt werden, weil viele Schüler die Prüfungen nicht wahrnehmen konnten. Sozialminister Günter Baaske (SPD) hat die Eltern der betroffenen Schüler nun aufgefordert, ihre Kinder in die Schule zu bringen. Eltern, die unflexiblen Arbeitszeiten nachgehen oder sich kein Auto leisten können, werden sich von Baaskes Hinweis auf den Arm genommen fühlen.
Neben Lehrermangel, der massiven Unterrichtsausfall zur Folge hat, macht sich nun ein dramatischer Schulmangel bemerkbar. Es ist eben nur auf kurze Sicht eine Einsparung, Schulen dicht zu machen. Auf lange Sicht zahlen die Eltern und Schüler drauf. Lange Schulwege bringen wiederum eine Abnahme an Konzentration mit sich, was sich auf den Lernerfolg der Kinder und Jugendlichen auswirkt.
Bevölkerungswissenschaftlern zufolge wird die Zahl der Grundschüler ab dem Jahr 2017 nochmals rapide abnehmen, was die Landesregierung wohl zu weiteren Schulschließungen veranlassen wird. Die Schulwege werden dann noch weiter, ein Teufelskreislauf entsteht.
Die brandenburgische NPD spricht sich dafür aus, die Investitionen in den Bildungssektor deutlich zu erhöhen, es ist inakzeptabel, dass Brandenburg bei den Bildungsinvestitionen die rote Laterne trägt. Es muss eine möglichst wohnortnahe Beschulung sichergestellt werden. Die mittlerweile abgelöste Ex-Bildungsministerin Martina Münch (SPD) sprach sich in ihrer Amtszeit mehrfach für zumutbare Schulwege aus, das Gegenteil ist politisch umgesetzt worden.
Es muss mit sogenannten Schulfilialen und kleinen Grundschulen sichergestellt werden, dass zumindest die Kleinsten in ihrer Heimatgemeinde unterrichtet werden können. Ab der Sekundarstufe 1 muss gewährleistet werden, dass der Schulweg maximal 30 Minuten beträgt.