Deutschland ist nicht nur für seine Biertradition, sondern auch für seine Brotkultur bekannt. Doch fast jeden Tag stirbt eine Bäckerei und immer mehr „Franchise“-Bäcker, die nur noch aufbacken, Fertigmischungen verarbeiten oder industriell gefertigte Ware verkaufen, werden eröffnet. Dazu kommen noch die „Backautomaten“ bei Supermärkten und Discountern, die uns durch künstliche Hitze frische Ware vortäuschen.
Frankreich kennt dieses Problem schon länger, doch der Kunde und der Staat haben sich dagegen erfolgreich gewehrt. Dort gibt es schon seit 1993 einen Erlaß – vergleichbar mit unserem Reinheitsgebot für Bier – was für ein traditionelles Baguette verarbeitet werden darf. Seit 1998 ist sogar geregelt, wer sich Bäckerei (Boulangerie) auf die Fahne schreiben darf. Das dürfen nur die Betriebe, in denen der Teig noch selbst geknetet und das Brot gebacken wird. Tiefkühlware darf dort nicht verwendet werden. Mittlerweile kaufen die Franzosen zwei von drei Broten in echten Handwerksbäckereien.
Immerhin ist die deutsche Brotkultur Ende 2014 durch die UNESCO in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. Am Tag des deutschen Brotes soll aber nicht nur gefeiert werden. Der Zentralverband des deutschen Bäckerhandwerks möchte den Begriff Bäcker schützen lassen. Dessen Präsident Peter Becker ist der Meinung, daß eine Bäckerei nur dort sein könne, wo tatsächlich auch gebacken werde. In der Realität aber laufen millionenfach industriell gefertigte Teiglinge, die teilweise aus Asien per Schiff zu uns kommen, direkt vom Band in die SB-Shops der Discounter oder Tankstellen, um dort nur noch aufgewärmt zu werden. Das habe mit einer Bäckerei nichts mehr zu tun.
Über 80 Prozent der Befragten geben im Rahmen einer aktuellen Umfrage dann auch an, daß sie unter dem Begriff Bäckerei einen von einem Meister geführten Betrieb mit eigener Backstube verstehen, in dem die Backwaren sowie der Teig selbst hergestellt werden.
„Wes Brot ich ess, …“ sollte eine große Mehrheit dann auch künftig beim Brot- und Brötchenkauf beachten und beim echten Bäcker einkaufen.
Gemeinsam sind wir – die Verbraucher – stark! Sorgen wir dafür, daß jahrhundertelang gemachte Erfahrungen, Fertigkeiten und Traditionen eines Tages nicht nur in Museen oder auf Nostalgiemärkten betrachtet werden können. Und gesünder ist es allemal!
Berlin, den 05.05.2015
Klaus Beier