Deutschland ist nicht nur für seine Biertradition, sondern auch für seine Brotkultur bekannt. Doch fast jeden Tag stirbt eine Bäckerei und immer mehr „Franchise“-Bäcker, die nur noch aufbacken, Fertigmischungen verarbeiten oder industriell gefertigte Ware verkaufen, werden eröffnet. Dazu kommen noch die „Backautomaten“ bei Supermärkten und Discountern, die uns durch künstliche Hitze frische Ware vortäuschen.
Kein Wunder also, daß ein Vorstandsmitglied der Bäcker- und Konditoreninnung “Germania“ Frankfurt (Oder) befürchtet, daß es in zehn Jahren keine Bäckereien mehr geben wird, sondern nur noch kleine Chemiebrötchen.
Frankreich kennt dieses Problem schon länger, doch der Kunde und der Staat haben sich dagegen erfolgreich gewehrt. Dort gibt es schon seit 1993 einen Erlaß – vergleichbar mit unserem Reinheitsgebot für Bier – was für ein traditionelles Baguette verarbeitet werden darf. Seit 1998 ist sogar geregelt, wer sich Bäckerei (Boulangerie) auf die Fahne schreiben darf. Das dürfen nur die Betriebe, in denen der Teig noch selbst geknetet und das Brot gebacken wird. Tiefkühlware darf dort nicht verwendet werden. Mittlerweile kaufen die Franzosen zwei von drei Broten in echten Handwerksbäckereien.
Ein ähnliches Gesetz für Deutschland wird mit der Petition „Stoppt das Bäckereisterben – Unterstützt deutsche Handwerksbäcker!“ gefordert.
So schreibt ein Unterstützer der Petition: „Weil ich der Meinung bin, daß man Traditionshandwerk nicht dem Verfall preisgeben sollte – an jeder Ecke sprießen Backshops aus dem Boden, eine „echte Bäckerei“ zu finden wird zur Meisterleistung…dabei möchte ich ehrliches Brot und ehrliche Brötchen zu angemessenen Preisen und keine Fertigwaren, die auf Dauer womöglich noch den Organismus beeinträchtigen….Nein, danke!“
Nach der Verabschiedung einer Benennungsregel für „echte Bäckereien“ kann der Kunde dann schon von außen erkennen, welche Art von Brot er im Geschäft erhalten wird.
„Wes Brot ich ess, …“ sollten wir also künftig beim Brot- und Brötchenkauf besonders beachten, damit das deutsche Bäckerhandwerk in Zukunft wieder hoffnungsvollere Lieder anstimmen kann.
Gemeinsam sind wir – die Verbraucher – stark! Sorgen wir dafür, daß Jahrhunderte lang gemachte Erfahrungen, Fertigkeiten und Traditionen eines Tages nicht nur in Museen oder auf Nostalgiemärkten betrachtet werden können.
Hier geht es zur Petition: www.openpetition.de
Berlin, den 05.02.2015
Klaus Beier