Vattenfall soll die braune Suppe selbst auslöffeln

Während Unternehmer, Naturschützer und Anwohner seit langem Alarm schlagen, daß der Zustand der Spree und seiner Nebenarme besorgniserregende Ausmaße annimmt, leugneten die Landesregierung und Vattenfall bis vor Kurzem die massive Verockerung der Gewässer des Spreewalds. Die SPD-Landtagsabgeordnete Gregor-Ness forderte die Medien sogar dazu auf, keine dramatischen Bilder zu produzieren. So wie die DDR-Regierung die möglichen Folgen Tschernobyls verheimlichen wollte, will die heutige Landesregierung wohl einen Schleier über die wahren Ausmaße der Naturzerstörung im Spreewald legen. Auch seien laut Umweltministerium bisher keine gesundheitsschädlichen Ausmaße anzunehmen, obwohl das Landesumweltamt höhere Sulfatwerte auch für Berlin erwartet. Die Versauerung könnte die Qualität des Trinkwassers zahlreicher brandenburgischer Kreise und Städte, aber auch Berlins enorm beeinträchtigen.

Experten prognostizieren bereits, daß die Sulfat- und Eisenbelastung dramatische Auswirkungen auf Fische und Wasserpflanzen mit sich bringen wird. Matthias Freude, der Leiter des Landesumweltamtes dazu wörtlich: „2010 gab es so viele Niederschläge, dass das eisenbelastete Grundwasser schnell angestiegen ist. Das Eisen setzt sich in dem fast stehenden Gewässer auf dem Boden ab, wo Muscheln, Bachflohkrebse und viele andere Tiere leben“, was den Fischen die Nahrung rauben und ein weltweit einmaliges Biotop unwiederbringlich zerstören würde.

Die zum Teil erhebliche Braunfärbung der Spree gefährdet die Existenz von gastronomischen Einrichtungen, Kahnfahrern und anderen Tourismusunternehmen. Jährlich kommen mehr als drei Millionen Touristen in den Spreewald. Bald könnte dies vorbei sein.

Der Ragower Fährmann Roland Scherz moniert bereits: „An Kahnfahrten mit Glühwein und Wärmflasche ist derzeit in den Spreewälder Naturhäfen Ragow und Raddusch nicht zu denken. Die braune Brühe hält uns seit Wochen davon ab.“ Werden nicht bald wirksame Gegenmaßnahmen unternommen, würden neben tausenden Arbeitsplätzen in der Region auch die Schönheit und Anziehungskraft einer einzigartigen Landschaft für immer verloren gehen.

Obwohl das Umweltministerium noch vor wenigen Monaten Entwarnung gab, hat die Belastung der Spree laut Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Sanierungsgesellschaft (LMBV) mittlerweile einen historischen Höchststand erreicht. Der Potsdamer Landtag hatte das Problem nun erstmals auf der Tagesordnung, doch konnte man sich abgesehen von symbolischen Aufrufen nicht auf eine gemeinsame Politik verständigen.

Die Landtagsfraktionen üben sich nun in Betroffenheitsrhetorik, nachdem über mehrere Monate hinweg die Hilferufe aus der gefährdeten Region ignoriert wurden. Doch alle Landtagsfraktionen wollen die Kosten der Sanierung einseitig den Bürgern aufhalsen, ohne den Verursacher zur Verantwortung zu ziehen. Aktuelle Tagebaue, die vom schwedischen Energiekonzern Vattenfall betrieben werden, steuern einen enormen Anteil zur Verockerung der Spree und ihrer Nebenarme bei.

Daher ist es nach Ansicht der brandenburgischen NPD höchste Zeit, sich endlich darauf zu verständigen, keine weiteren Tagebaue aufzuschließen. Darüber hinaus muß der Energiekonzern Vattenfall die Kosten der Sanierung, aber auch die Folgekosten der Erhaltung des Spreewalds tragen. Über Jahre hinweg hat Vattenfall in der Lausitz satte Profite eingefahren, nun sogar die Strompreise drastisch angehoben – jetzt ist es an der Zeit, daß der schwedische Staatskonzern für die von ihm mitverursachten Schäden aufkommt.

Ronny Zasowk

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