Brandenburg will nicht immer nur Schlußlicht sein. Was Bildungsinvestitionen betrifft, hat Brandenburg seit Jahren die rote Laterne. Dennoch soll sich Brandenburg, geht es nach Bildungsministerin Martina Münch, als Vorreiter in Sachen Inklusion hervortun. Der gemeinsame Unterricht für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf und Kinder ohne diesen besonderen Förderbedarf, der vor knapp zwei Jahren in der Mark begann, wird von vielen Lehrern und Eltern sehr skeptisch gesehen.
Gründe für diese Skepsis gibt es genug: obwohl es keine Erfolgs-Studien zum Inklusionsunterricht gibt, soll er möglichst schnell flächendeckend eingeführt werden. Vergleichende internationale Studien haben aber ergeben, daß besonders für Kinder mit Lernbehinderungen und emotionalen Verhaltensauffälligkeiten eine Spezialschule die geeignetere Option wäre. Auch haben Studien ergeben, daß die Unterschiede in Inklusionsschulen zu Überforderungen bei den leistungsschwächeren, zu Unterforderungen bei Leistungsstärkeren führen, die sich letztlich in Frustration und geringerem Klassenzusammenhalt niederschlagen können. Entgegen dem propagierten Ziel der Inklusion führt diese Schulform zu einer Ausprägung klasseninterner Subsysteme, die eine Exklusion zur Folge haben und letztlich nicht mehr als eine Simulation von Inklusion darstellen.
Ein weiteres Problem, das von Eltern und Lehrern gleichermaßen angeführt wird, ist die chronische Unterfinanzierung des brandenburgischen Bildungssystems. Sind zahlreiche Schulen schon jetzt deutlich unterfinanziert, fehlen fortan noch mehr Mittel, da die Zusammenlegung im Rahmen der Inklusion einen größeren Bedarf an Sonderpädagogen mit sich bringt. Selbst Bildungsministerin Münch, die Probleme sonst gerne verschweigt und kleinredet, muß eingestehen, daß es bisher an der Hortbetreuung für behinderte Kinder mangelt. Laut Sozialgesetz müssen Eltern behinderter Kinder eine zusätzliche Hortbetreuung an einer Regelschule aus eigener Tasche bezahlen – zum Teil belaufen sich die monatlichen Kosten auf 800 Euro. In den Förderschulen war die Hortbetreuung nicht kostenpflichtig.
Hinzu kommt das bisher ungelöste Problem, wie es nach der gemeinsam unterrichtenden Grundschule für die Schüler mit besonderem Förderbedarf weitergeht. Es liegt bisher kein Konzept vor, inwieweit weiterführende Schulen in der Lage sein werden, das Inklusionsmodell ebenso umzusetzen. Die ersten Inklusionsschüler wechseln im kommenden Schuljahr auf die Oberschule, ohne daß diese darauf vorbereitet sind. Ein Konzept hierfür will die Landesregierung erst im Jahr 2014 vorlegen, wenn bereits die ersten Schüler die Oberschule besuchen. Die Bildungsgewerkschaft GEW bezweifelt schon jetzt, daß genügend Lehrer und Betreuer vorhanden sein werden, um das Inklusionsmodell landesweit umzusetzen. Die GEW äußert bereits jetzt massive Zweifel an der Qualität des gemeinsames Unterrichts. Ein vom Bildungsministerium eigens geschaffenes Internetportal zum Thema Inklusion wird nicht darüber hinwegtäuschen können, daß die Inklusion mehr Probleme und Risiken als Nutzen mit sich bringt.
Lehrerbefragungen zufolge sehen 70 Prozent der Förderschullehrer und 80 Prozent der Realschullehrer die Umsetzung des gemeinsamen Unterrichts sehr skeptisch. Viele sehen sich zunehmend überfordert, das große Leistungsgefälle im Unterricht nicht zu einem Problem werden zu lassen. Der ohnehin schon vorhandene Lehrermangel wird durch die Inklusion noch verschärft.
Grundsätzlich ist zu sagen, daß die Inklusion wie viele andere bildungspolitische Reformen vor ihr auch ein ideologisches Experiment auf dem Rücken von Lehrern, Eltern und vor allem Kindern darstellt, dessen Gefahren mangels Studien noch nicht kalkulierbar sind. Obwohl die Mehrheit der Eltern und Lehrer die Umsetzung der Inklusion kritisierte, wurde sie von praxisfernen Politikern umgesetzt. Die betroffenen Schüler, vor allem die mit besonderem Förderbedarf, bleiben sich selbst überlassen. Ihre Betreuung und Bildung war in speziell auf ihre Möglichkeiten ausgerichteten Förderschulen über Jahre hinweg gewährleistet. Diese werden nun Schritt für Schritt abgeschafft, nur weil SPD und Linke sich wieder ein ideologisches Denkmal setzen wollen.
Der Linksparteienblock sollte sich, anstatt immer neuen Ideen der Gleichschaltung hinterherzuhecheln, auf ihren Übervater Karl Marx zurückbesinnen, der die richtigen Worte schrieb: „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen.“
Ronny Zasowk
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