Er ist wieder da

Ein Roman von Timur Vermes, Eichborn Verlag,Bastei LübbeGmbh & Co KG, 2012

Kameraden eine Freude zu Weihnachten machen!

Fasziniert schaute ich in meiner Bücherei auf einen großen Stapel Bücher und Hörbücher, angepriesen als ein neuer Erfolgsroman der SPIEGEL – Bestseller – Liste, derzeit auf Platz 10: Er ist wieder da.

Die erste Frage, die ich mir natürlich stellte war, meinen die IHN? Und tatsächlich, ich blätterte in dem Buch und dachte, „was wird das wieder für eine Hetze sein, oder kommt jetzt „Neuschwabenland“?“
Weit gefehlt, ich las quer, fand, daß dieser neu erwachte alte „Hitler“ schlüssig argumentiert und mit dem, was die Siegermächte nach 1945 konstruiert hatten auf seine Art und unter den gegebenen Umständen mal auf die Schippe nimmt oder damit gnadenlos abrechnet. Ich kaufte das Buch und lernte das Lachen mit Hitler.

Vorweg gesagt, zu seinen Rededuellen mit Sigmar Gabriel und Renate Künast legt er im Vorwort Wert darauf, daß diese nicht persönlich mit Adolf gesprochen hätten. Bei seinen Besuchen in der NPD-Parteizentrale in Köpenick und den späteren Kontakten mit „Neonazis“ verhält sich der Verfasser allerdings völlig systemimmanent. Ein aufmerksamer Leser merkt hier einen völligen Bruch zu seinem bisherigen Schreibstil. Seinen Witz, seine Ironie und seine Redegewandtheit läßt er bei diesem Thema außen vor. Ich nehme daher an, daß dies seine Rückversicherung ist, damit das Buch auch künftig in der BRD verkauft und beim SPIEGEL beworben werden darf. Lesenswert ist es dennoch.

Was ist der Inhalt? Im Sommer 2011 erwacht Adolf Hitler auf einem verlassenen Grundstück mitten in Berlin-Moabit. Verwundert stellt er fest, daß sich einige Dinge in den letzten Jahrzehnten verändert haben. Der Krieg scheint verloren und nach einer Nacht in einem Kiosk, wo er Zeit hat Zeitungen zu studieren, fängt er an, die neue Realität zur Kenntnis zu nehmen und macht eine erste Bestandsaufnahme, in der er u.a. feststellt: Ich selber gelte als tot, das Deutsche Reich schien einer „Bundesrepublik“ gewichen, deren Leitung allem Anschein nach einer Frau oblag. Die Reichsmark war kein Zahlungsmittel mehr, obgleich das von mir angestrebte Konzept, sie zur europäischen Währung zu erheben, offenbar von anderen verwirklicht worden war, vermutlich von irgendwelchen Dilettanten der Siegermächte. In Deutschland leben Tausende von Ausländern und statt dem Volksempfänger gibt es nun Fernsehen, Internet und Smartphones. Für Hitler ist klar, daß er schnell wieder zu dem werden muß, als den man ihn kennt: dem Führer. Und so startet er eine neue Karriere im Fernsehen und wird dabei schnell zum Fernsehstar.

Sein Auftreten, seine Erlebnisse, Vergleiche, Schlußfolgerungen und die Beharrlichkeit, mit der er 2011 seine gefestigten weltanschaulichen Überzeugungen öffentlich begründet, führen schnell dazu, daß er sich die BILD-Zeitung zum Feind macht, die ihn als „Irren YouTube-Hitler“ öffentlich zur Schlachtbank führt. Aber er wäre nicht „Adolf Hitler“, wenn er mit einer solchen „Lügenpresse“ nicht fertig werden würde. Sein Gegenangriff dauert nicht lange, die Springer Witwe lenkt ein, arrangiert sich mit Herrn Hitler und schon findet er sich regelmäßig als „Gewinner des Tages“ auf der Titelseite der Bild.  Ist es Fiktion? Ist es ein Drama? Ist es eine Satire?

Ich habe in der BRD (d)um(m)erzogene Bürger in den letzten Jahren viel über Adolf Hitler lachen sehen, oder erfahren, wie sie ihn zum Teufel in Menschengestalt machten. Das aber in dieser BRD ein Buch erscheinen darf, in dem man mit einem „sympathischen“ Adolf Hitler über das korrumpierte System, die Medien, die „Demokraten“ und Parlamentarier, deren verfehlte Ausländerpolitik usw. herzlich lachen kann, das hätte ich nicht für möglich gehalten. Ich habe das Buch in einem Tag ausgelesen und mich oft gebogen vor lachen. Im Vorwort des Buches steht, daß man beim Lesen nicht mehr über, sondern mit Adolf Hitler lacht. Das Vorwort endet mit der Frage, ob man das überhaupt dürfe, mit Hitler zu lachen. Und ich bin auf die Beantwortung dieser Frage auch sehr gespannt. Viele, welche das Buch lesen, werden sich zudem fragen, ob Herr „Hitler“ nicht in vielen Dingen recht hatte und so bleibt für mich nur noch die Frage, wann wird dieses Buch verboten?

Interessiert war ich natürlich, wie der Autor den Hitler des Jahres 2011 mit dem Thema „Judenverfolgung“ umgehen lässt; weglassen geht wohl nicht und  daß in unserem Land ein Buch verkauft werden darf, in dem ein Herr Hitler mit diesem Thema Witze macht, wohl auch nicht. Doch Hitler macht keine Witze über die Juden, verbittet sich diese sogar, da ihm das Thema zu ernst ist und redet selbst mit „Renate Künast“ so über das Thema, wie es wohl auch der „echte“ Hitler getan hätte.

Wer über politisch Unkorrektes lachen kann und reflexionsfähig ist, wird mit diesem Buch seine Freude haben. Ich empfinde das Buch als ungeheuer system-, sozial- und gesellschaftskritisch. Das Buch regt dazu an nachzudenken und vieles, was für den naiven BRD-Bürger, aber auch für so manchen rechten Parteifunktionär selbstverständlich ist, zu hinterfragen. Wer die Anspielungen und Spitzen in den Dialogen versteht und deuten kann, der wird nicht nur in dem Buch mit Hitler lachen, sondern vielleicht so manche seiner bisherigen politischen Einstellungen und Handlungen kritisch hinterfragen.

“Er ist wieder da” von Timur Vermes hat 396 Seiten und kostet 19,33 Euro, zu beziehen über den Deutsche Stimme Verlag und jede Buchhandlung.

Dipl.sc.pol. Udo Voigt

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